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Wie die ganze Familie körperlich und seelisch gesund bleibt – Universität Witten/Herdecke

Prof. Dr. Anne Milek erforscht an der Universität Witten/Herdecke, wie Konflikte und gegenseitige Unterstützung Paare und Familien prägen.

Prof. Dr. Anne Milek beschäftigt sich in ihrer Forschung mit Gesundheitsprozessen in der ganzen Familie – also sowohl zwischen Partner:innen als auch zwischen Eltern und ihren Kindern. Seit Kurzem hat sie an der Universität Witten/Herdecke (UW/H) am Department für Psychologie und Psychotherapie die Professur für Gesundheitspsychologie inne; vorher arbeitete sie in Münster und Zürich. „Mir geht es um die Frage: Wie funktionieren Familien gut?“, umreißt sie ihr Forschungsgebiet. Dabei geht es nicht allein um die körperliche Gesundheit, sondern auch um die psychologischen und sozialen Belange, die sich aus den Beziehungen der Eltern und Kinder ergeben.

Die Beziehung in Zeiten der Digitalisierung

Eines ihrer aktuellen Forschungsprojekte, das vom Wissenschaftsministerium NRW gefördert wird, untersucht den Einfluss von Smartphone und Handy auf die Partnerschaft. „Phubbing“ ist das Stichwort, eine Zusammensetzung aus phone (Telefon) und snubbing (vor den Kopf stoßen). Ein Paar redet miteinander und einer von beiden nimmt das Handy zur Hand, weil es eine Nachricht anzeigt. Die stumme Mitteilung der Handlung: Mal sehen, ob diese Nachricht interessanter ist als du. Jedenfalls kann das leicht so ankommen und darum geht es in dem Projekt. „Unsere Vermutung ist, dass sich der Partner schnell zurückgesetzt fühlen kann“, sagt Prof. Milek. Es könne aber auch dazu führen, dass mehr in die Handlung des anderen hineingedeutet werde, als wirklich gemeint war. „Paare können diese Eifersucht auf das Handy in den Griff bekommen, müssen dazu aber Regeln für sich finden.“ Das können zum Beispiel handyfreie Zonen und Zeiten sein. Prof. Milek und ihr Team nutzen Fragebögen, Tagebücher und auch eine App, um Nutzungszeiten und -arten zu erfassen. „Wir wollen das Handy nicht verteufeln oder abschaffen. Uns interessiert, wie es sich im Alltag auf die Beziehung auswirkt“, erklärt sie den Ansatz.

Sinnvoll streiten lernen

Ein anderer Schwerpunkt dreht sich um die Streitkultur in Beziehungen. Wenn Streitigkeiten zwischen Paaren in regelmäßigen Abständen eskalieren, leidet nicht nur die Beziehung, sondern unter Umständen auch die Kinder. „Die Unfähigkeit, produktiv zu streiten, ist der häufigste Grund, warum Paare eine Beratung suchen. Meistens passiert das allerdings erst, wenn schon zu viel Porzellan zerschlagen ist“, weiß die Paartherapeutin aus ihrer Beratungserfahrung. Hier setzen die Forscher:innen im Labor Videokameras ein, um den Beteiligten ihre eingefahrenen Rollen zu verdeutlichen; sie zeigen ihnen, wie sie ihre Emotionen regulieren können, damit ein Streit konstruktiv verläuft.

„Welche Schulform ist die beste für unser Kind?“

Und auch Einigkeit in Erziehungsfragen spielt eine elementare Rolle, etwa wenn es darum geht, die für das Kind passende Schulform auszuwählen. Um auch hier eine gute Lösung zu finden, ist die Art der Auseinandersetzung entscheidend: Wie sprechen Eltern über das Kind? Wie schätzen sie es ein? Und wie kommt man bei Differenzen zu einer gemeinsamen Linie und kann sich und vor allem das Kind gut unterstützen?

Gemein ist allen Projekten, dass sie die zugrundeliegenden Auswirkungen von sozialen Interaktionen auf die Gesundheit erforschen, insbesondere die im alltäglichen familiären Umfeld. „Zu allen diesen Ansätzen suchen wir immer und jederzeit Probanden!“, wirbt Prof. Milek um Menschen, die sich in diese Forschung einbringen wollen.

Montag, 15. Mai 2023