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Neue Versorgungsform im Kinderschutz bereit für die Praxis

Innovationsfondsprojekt „MeKidS.best – Medizinischer Kinderschutz im Ruhrgebiet“ endet nach vier Jahren erfolgreicher Zusammenarbeit – Ergebnisse legen Lücken im Kinderschutz offen und bieten Lösungen für eine bundesweite Versorgungsstruktur.

Das seit 2019 laufende Projekt „MeKidS.best – Medizinischer Kinderschutz im Ruhrgebiet“ fand auf dem heutigen Kongress in Essen seinen Abschluss und stellte die vorläufigen Ergebnisse dar. Damit einhergehend konnten klare Forderungen benannt werden, die eine verlässliche Versorgungsstruktur in Deutschland für Kinder und Jugendliche implizieren. Seit vier Jahren wurden rund 21 Partner aus dem Ruhrgebiet durch das Innovationsfondsprojekt des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) gefördert, um eine verlässliche Kinderschutzstruktur im Gesundheitswesen zu entwickeln und zu erproben.

MeKidS.best Abschlusskongress zeigt Möglichkeiten für flächendeckende Versorgung auf

Der dritte und damit letzte MeKidS.best Kongress zeigte anhand der vorläufigen Ergebnisse aus vier Jahren intensiver und erfolgreicher Zusammenarbeit besonders deutlich, dass es für den Schutz von Kindern und Jugendlichen bundesweit noch viele Stellschrauben zu drehen gibt. Rund 200 Teilnehmer:innen in Präsenz und das zusätzliche bundesweite Fachpublikum per Livestream konnten sich ein Bild davon machen, welche Veränderungen sich durch MeKidS.best bereits im Kinderschutz gezeigt haben und welche weiterführenden Möglichkeiten für eine flächendeckende Versorgung bestehen. Allem zugrunde lag das Ziel, Standards im medizinischen Kinderschutz zu implementieren und eine neue Versorgungsform zu etablieren, die eine signifikante Verbesserung der Versorgungsqualität gewährleistet.

Im Schwerpunkt des Kongresses lagen insbesondere die Bedarfe der Akteure – sowohl aus Sicht der Kliniken und Praxen als auch der Jugendämter – aber auch die Wichtigkeit der interdisziplinären Zusammenarbeit unterschiedlicher Berufsgruppen für ein gesamtgesellschaftliches Ziel. Ein weiterer wichtiger Tagespunkt war die Vorstellung der Projektergebnisse, die u.a. die Möglichkeiten und Bedarfe aus dem Projekt heraus mit Fallzahlen und finanziellen Maßstäben untermauerten. Innerhalb der Abschlussdiskussionsrunde diskutierten neben Barbara Steffens (Techniker Krankenkasse), Prof. Dr. Michael Paulussen (Universität Witten/Herdecke & Vestische Kinder- und Jugendklinik Datteln), Abteilungsleiter Dr. Thomas Weckelmann (Abteilung Kinder und Jugend, Ministerium für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration des Landes NRW) und Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes NRW) die aus dem Projekt abgeleiteten Aufgaben für eine bundesweite Implementierung.

Abschlussdiskussionsrunde auf dem 3. MeKidS.best Kongress

Projektergebnisse zeigen deutliche Verbesserung der Versorgungsqualität im Kinderschutz

Die Ergebnisse, die sich nach vier Jahren Arbeit im MeKidS.best-Projekt zeigen, deuten auf eine signifikante Verbesserung der Versorgungsqualität im Kinderschutz hin, die sich aus der Implementierung von Standards – orientiert an der AWMF S3+ Kinderschutzleitlinie – im medizinischen Kinderschutz ableiten lassen. Trotz äußerer Umstände während der Projektlaufzeit durch die Coronapandemie, blieb der Bedarf für einen medizinischen Kinderschutz gleichbleibend hoch und verdeutlichte auch die Notwendigkeit einer intensiven Zusammenarbeit zwischen Leistungsträgern, Leistungserbringern und weiteren Akteuren des Gesundheits- und Sozialwesens. Die dadurch auftretenden personellen als auch finanziellen Ressourcenbedarfe in den gesundheitsversorgenden Einrichtungen sind nach den vorläufigen Ergebnissen der Projektevaluierung beherrschbar. Daran anknüpfende Vergütungs- und Finanzierungsmodelle werden derzeit noch ausgearbeitet und im Nachgang an die Beendigung des Projektes veröffentlicht.

„Was ich aus den Ergebnissen ableite, ist die Erkenntnis, dass die Leistungen notwendig sind! Hinsichtlich der Aufwände schätze ich es so ein, dass sie sich auch in einer vertretbaren Größenordnung bewegen – vor allem dann, wenn man die gesellschaftlichen Folgekosten dagegenhält.“ – hält Klinikdirektor, Prof. Dr. Michael Paulussen, Vestische Kinder- und Jugendklinik Datteln fest.

Krankenkassen unterstützen Fortlauf der Kinderschutzstrukturen

Als Garant für die Wichtigkeit des Projektes zeigt sich die vorläufige Zwischenfinanzierung anhand eines Selektivvertrages der Maßnahmen bis zunächst Mitte 2024 der nordrhein-westfälischen Krankenkassen, noch bevor die Projektergebnisse veröffentlicht wurden. Dies ist Ausdruck der Relevanz der Projektinhalte und der ausgearbeiteten Strukturen von medizinischem Kinderschutz, die von den Kassen erkannt und als positiv bewertet wurden. Der Selektivvertrag unterstützt dabei die Forderung nach einer verbesserten Versorgungsqualität in Deutschland hinsichtlich des Kinderschutzes.

Regelfinanzierung für dauerhaft verlässliche Strukturen notwendig

Neben der Initiative der Krankenkassen unterstützt das Land Nordrhein-Westfalen zudem aktiv die Bestrebungen in Richtung einer regelhaften Finanzierung. Minister Laumann brachte in diesem Zusammenhang die Möglichkeit über entsprechende Beschlüsse der Gesundheitministerkonferenz oder auch des Bundesrats ins Spiel. Hierfür sollen die finalisierten Evaluationsergebnisse zugrunde gelegt werden.

Handbuch als bundesweite Empfehlung für medizinischen Kinderschutz

Als weiteres Ergebnis des Projektes MeKidS.best kann die Veröffentlichung des „Handbuchs für die Implementierung von medizinischem Kinderschutz in Gesundheitseinrichtungen“ betrachtet werden, das heute im Rahmen des Abschlusskongresses dem Fachpublikum vorgestellt wurde. Das Handbuch bietet allen Akteuren der Gesundheitsversorgung eine Handlungsorientierung und Anreize für den Aufbau einer Kinderschutzstruktur. Mit den im Projekt agierenden Akteuren aus u.a. Gesundheitswesen und der Jugendhilfe wurden Handlungsleitfäden entwickelt, die als praktische Beispiele rund um den Verdachtsmoment eines Kinderschutzfalles zur Anwendung kommen und die behandelnde Person durch Anleitung absichern sollen. Das Handbuch kann kostenfrei heruntergeladen werden.

Donnerstag, 31. August 2023