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Mandeloperationen bei Kindern und Jugendlichen

Große regionale Unterschiede in der Gesundheitsversorgung im Rheinland

Folie1Die Entfernung (Tonsillektomie) bzw. Teilentfernung (Tonsillotomie) der Gaumenmandeln gehört zu den häufigsten Eingriffen unter Vollnarkose im Kindes- und Jugendalter. Ob Kinder operiert werden, hängt auch von ihrem Wohnort ab, das zeigen Auswertungen der Daten der AOK-Versicherten bis 24 Jahren.

Auffällig hoch sind die Operationsraten mit knapp 60 Eingriffen je 10.000 Einwohner im Durchschnitt über die Jahre 2012 bis 2014 im Kreis Wesel, im Kreis Euskirchen (55) und in Mönchengladbach (50). Auch in Köln ist die standardisierte Rate mit 47 Operationen je 10.000 Einwohner bis 24 Jahre überdurchschnittlich hoch, während im Rhein-Sieg-Kreis (32) und in der Städteregion Aachen (29) deutlich niedrigere Werte beobachtet werden. Bundesweit lag die standardisierte Operationsrate 2012 bei 37 Patienten je 10.000 Einwohner, sowohl das Rheinland (41) als auch Hamburg (40,5) liegen leicht darüber.

„Die deutlichen Unterschiede zwischen den Regionen können nicht allein durch medizinische Gründe erklärt werden. Kinder im Kreis Wesel erkranken nicht doppelt so häufig wie in Aachen. Die Qualität der Indikationsstellung rückt daher in den Fokus“, erklärt Matthias Mohrmann, Mitglied des Vorstandes der AOK Rheinland/Hamburg.

Im diesjährigen Versorgungsreport des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) wurde hierzu untersucht, inwiefern im Vorfeld einer Mandeloperation eine leitliniengerechte konservative Therapie in Form von Antibiotikagaben stattgefunden hat: 35 Prozent der Tonsillektomie-Patienten hatten im letzten Jahr vor dem Operations-Quartal nicht eine einzige Mandelentzündung. 64 Prozent der operierten Patienten wurden maximal in zwei Quartalen eines Dreijahreszeitraums mit Antibiotika behandelt.

„Die Möglichkeiten der konservativen Therapie werden zu wenig genutzt. Eine leitliniengerechte Versorgung ist notwendig, um unnötige Operationen und die damit verbundenen Risiken, etwa Nachblutungen, für Patientinnen und Patienten zu vermeiden“, so Mohrmann.

Laut der aktuellen Leitlinie der Fachgesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde und der Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin sind Tonsillektomien oder Tonsillotomien bei einer Mandelentzündung dann eine therapeutische Option, wenn in 12 bis 18 Monaten mindestens sechs Mal eine eitrige Tonsillitis (Mandelentzündung) mit Antibiotika therapiert wurde.

Mittwoch, 2. Dezember 2015