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Tiertherapie verschafft Kindern Ablenkung

Westf. Kinderzentrum: Pudel und Kaninchen für Patienten mit chronischen Erkrankungen

Wenn Bianca Terhürne die Station K47 betritt, machen die Kinder große Augen – denn sie hat Begleiter auf vier Pfoten. Einmal pro Woche besucht die gelernte Krankenschwester und Fachkraft für Tiergestützte Intervention chronisch erkrankte Kinder. Die beiden Pudel Flocke und Lumpi, das Teddy- Kaninchen Fantasy und das Riesenkaninchen Berta unterstützen sie bei ihrer Arbeit. Indem die Patienten die Tiere bürsten, streicheln und mit ihnen spielen, bauen sie Vertrauen auf und haben für eineinhalb Stunden etwas Ablenkung.

Die Tier-Therapeutin

Name: Bianca Terhürne
Beruf/Qualifikationen: Examinierte Krankenschwester, Fachkrankenschwester für Allgemeine Psychiatrie, International anerkannte Fachkraft für Tiergestützte Intervention (Therapie, Pädagogik und Aktivität)

Was genau machen die Kinder mit den Tieren?

Im leergeräumten Spielzimmer der Station oder – bei gutem Wetter – im Therapiegarten des Westfälischen Kinderzentrums findet die iertherapie einmal wöchentlich für eineinhalb Stunden statt. Durch Geschicklichkeitsspiele, mit Kämmen und Bürsten kommen die Patienten mit den Tieren in Kontakt.

Für wen ist die Tiertherapie im KlinikumDortmund?

Auf der Station K47 im Westfälischen Kinderzentrum werden Kinder mit chronischen Erkrankungen betreut – beispielsweise mit Krampfleiden, Stoffwechselstörungen und Entwicklungsverzögerungen sowie gastroenterologischen und rheumatologischen Erkrankungen. Aus medizinischen und hygienischen Gründen dürfen nicht alle Patienten an den Sitzungen teilnehmen: Das betrifft z. B. Patienten mit einer Abwehrschwäche oder offenen Wunden.

Schöne Idee, aber was bringt die Arbeit mit Tieren den Patienten?

Der Kontakt zu Tieren setzt im Gehirn das „Kuschelhormon“ Oxytocin frei. Das stärkt das Gefühl der Verbundenheit und das Einfühlungsvermögen, reduziert Stress und Aggressionen. Gerade bei Kindern mit spastischen Lähmungen sorgt das Streicheln des Fells für Entspannung. Die Patienten entwickeln Selbstver-trauen und werden von ihrer Krankheit abgelenkt.

Tiere im Krankenhaus – ist das überhaupt hygienisch?

Trotz aller Vorteile sind Therapietiere in einem Krankenhaus immer noch keine Selbstverständlichkeit. Oft werden hygienische Bedenken ins Feld geführt. Die Tiere betreten ausschließlich das Spielzimmer der Station, das vor den Sitzungen leer geräumt und nach der Tiertherapie desinfiziert wird. Eine Besonderheit von Pudeln ist, dass die Rasse nicht haart und auch in Zeiten des Fellwechsels kein Fell verliert. Die Patienten müssen sich vorher und nachher die Hände desinfizie-ren. Die Tiere werden regelmäßig von einem Tierarzt untersucht und kommen nur zum Einsatz, wenn sie gesund sind.

Ist der Job für die Tiere nicht tierisch anstrengend?

Auch Therapietiere müssen nicht alles mitmachen. Nicht nur die Kinder suchen sich ein Tier aus, sondern auch das Tier entscheidet mit. Hier sind die unter-schiedlichen Charaktere der beiden Pudel ausschlaggebend: Flocke ist sehr ver-schmust, Lumpi häufiger energiegeladen. Die Aufgabe der Fachkraft für Tierge-stützte Intervention ist es, Anzeichen für Stress frühzeitig zu erkennen und ent-sprechend zu handeln.

Montag, 11. September 2017