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Gefragt im Revier

Familiengrundschulzentren

Dr. Markus Warnke, Geschäftsführer (Bildnachweis: Peter Gwiazda/Wübben Stiftung)

Dr. Markus Warnke ist Geschäftsführer der Wübben Stiftung  gGmbH. Die Stiftung möchte Wirkung entwickeln. Und das mit vielseitigen Partnern. Dazu bringt sie Erfahrungen aus  Projekten ein, aus der Zusammenarbeit mit Wissenschaft und Praxis und bietet damit Unterstützung bei der Weiterentwicklung des Bildungssystems an.

Gefragt im Revier: Fragen und Antworten

1. Familiengrundschulzentren – Was bedeutet es, wenn sich eine Grundschule zum Familiengrundschulzentrum entwickelt?

Die Schulen öffnen sich für die Eltern und den Stadtteil und entwickeln sich zu Orten der Begegnung, Beratung und Bildung für Kinder und ihre Familien. Sie bündeln verschiedene, insbesondere präventive Angebote an der Grundschule. Federführend dabei ist die Leitung des Familiengrundschulzentrums – eine zusätzliche Personalressource, die eng mit allen an Schule tätigen Personen und weiteren Kooperationspartner zusammenarbeitet. Dadurch wird die Schule zu einer Anlaufstelle für Familien und zu einem sozialräumlichen Knotenpunkt, an dem Eltern und Kinder zusammenkommen. So sollen die Erziehungs- und Bildungspartnerschaften gestärkt und die Bildungschancen der Kinder verbessert werden.

2. Die Familiengrundschulzentren sind noch relativ frisch in NRW verankert. Wie sollte die Zukunftsperspektive der Zentren aussehen?

Die Entwicklung der Familiengrundschulzentren in NRW ist eine Erfolgsgeschichte. Wichtig ist es nun, diesen Weg von Seite des Landes weiterzugehen. 2014 ist in Gelsenkirchen das erste Familiengrundschulzentrum entstanden. Acht Jahre später haben sich bereits mehr als 50 Kommunen auf den Weg gemacht und über 150 Grundschulen in Nordrhein-Westfalen haben sich zu Familiengrundschulzentren entwickelt, finanziert durch befristete öffentliche Mittel. Die Zukunftsperspektive müsste nun eine Verstetigung und Ausweitung der Familiengrundschulzentren und eine qualitätvolle Begleitung der Schulen und Kommunen in NRW sein. Die aktuelle Landesregierung in NRW hat diese Zusage auch im Koalitionsvertrag gemacht.  Nun müssen Taten folgen, damit die Kommunen langfristig und nachhaltig planen können. Gleichzeitig freuen wir uns, dass bereits andere Bundesländer auf das Konzept der Familiengrundschulzentren aufmerksam geworden sind. Chemnitz, Dresden und Leipzig sind die ersten drei Städte außerhalb NRWs, die Familiengrundschulzentren aufbauen werden. Unterstützt werden sie dabei vom Staatsministerium für Kultus des Landes Sachsen, von der Auridis Stiftung und von uns.

3. In den Zentren werden nicht nur die Kinder, sondern auch ihre Familien erreicht. Spielt das Thema Gesundheit bereits eine Rolle?

Die Angebote der Familiengrundschulzentren orientieren sich vor allem an den Bedarfen der Kinder und Familien vor Ort und unterscheiden sich deshalb von Standort zu Standort. Das Thema Gesundheit spielt aber an vielen Familiengrundschulzentren eine Rolle – so gibt es Eltern-Kind-Kochkurse, die das Thema gesunde Ernährung adressieren, Bewegungsangebote wie den „Open Sunday“ oder auch Anti-Stress-Trainings. Einige Kommunen setzen bei der konzeptionellen Ausgestaltung der Familiengrundschulzentren einen starken Fokus auf das Thema Gesundheit. So werden beispielweise die Daten der Schuleingangsuntersuchungen genutzt, um passgenaue Präventionsangebote auszuarbeiten oder auch die Kooperation mit lokalen Sportvereinen gefördert, um Kindern Zugänge zu mehr Bewegungsangeboten zu ermöglichen. Da die Familiengrundschulzentren eine sehr gute Möglichkeit bieten die Familien zu erreichen, können auch Gesundheitslotsendienste dort angedockt werden. Dies ist in Köln der Fall, wo ausgebildete Kinderkrankenpflegekräfte zu allen Themen im Bereich Gesundheitsvorsorge, Krankheit und Krankheitsprävention beraten können.

Freitag, 25. November 2022

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