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RIN

Regionales Innovationsnetzwerk an der Ruhr

„Kinder- und Jugendgesundheit durch erfolgreiches Präventionsmanagement“

Seit April 2014 unterstützt das Ministerium für Innovation, Wissenschaft und Forschung des Landes NRW ein regionales Innovationsnetzwerk (RIN), das sich im Ruhrgebiet mit der Gesundheit von Kindern und Jugendlichen befasst und Innovationen für ein erfolgreiches Präventionsmanagement befördern will. Die Federführung liegt bei MedEcon Ruhr – im Zusammenwirken mit Einrichtungen und Professionen aus dem gesamten Gesundheits- und Sozialwesen. Das RIN ist Teil der Landesforschungsstrategie „Fortschritt NRW “.

Prävention als gesellschaftliche Herausforderung

Bereits im Kindes- und Jugendalter werden die Weichen für Gesundheitsrisiken und Gesundheitschancen im weiteren Lebensverlauf gestellt. Dementsprechend reicht die Bedeutung von Prävention bei Kindern und Jugendlichen deutlich über dieses Alter hinaus. Es handelt sich um eine gesellschaftliche Herausforderung! Konkret wird diese Herausforderung mit Blick auf das veränderte Krankheitsspektrum in der nachwachsenden Generation:

  • „neue Volkskrankheiten“ mit hohem Risiko der Chronifizierung (wie Allergien und Adipositas) treten an die Stelle klassischer Akuterkrankungen
  • nicht heilbare chronische (und v.a. seltene) Erkrankungen gehen mit einem frühzeitig einsetzenden Bedarf an Langzeitbetreuung einher
  • psychische und psychosomatische Erkrankungen sowie Verhaltensstörungen nehmen drastisch an Bedeutung zu.

Dabei korrelieren medizinische Probleme häufig mit sozial und familiär bedingten Problemlagen. Für die betroffenen Kinder und Jugendlichen beginnt unter Umständen eine Krankheitskarriere, die sich durch die weiteren Lebensphasen des Erwachsenenalters und Alters zieht. Dies hat nicht nur erhebliche Beeinträchtigungen für die individuelle Lebensqualität und soziale Teilhabe (beispielsweise bei der Erwerbstätigkeit), sondern auch entsprechende volkswirtschaftliche und gesundheitsökonomische Auswirkungen zur Folge.

Der Bedarf an möglichst frühzeitigen, altersgerechten und nachhaltigen Maßnahmen der Prävention im Kindes- und Jugendalter ist daher besonders hoch. Diese Maßnahmen können der generellen Vorbeugung von Erkrankungen und Störungen, der Verhinderung einer Chronifizierung von Krankheiten und der Verringerung krankheitsbedingter Beeinträchtigungen im persönlichen Alltag dienen. In jedem Fall öffnen derartige Maßnahmen „Fenster für die Zukunft“.

Perspektive: Medizinisch-soziale Kooperation

Erkrankungen sind insbesondere im Kindes- und Jugendalter in ihrer Entstehung und ihrem Verlauf von vielfältigen biologischen Voraussetzungen und sozialen Verhältnissen, von familiären Hintergründen und persönlichen Verhaltensweisen bestimmt. Entsprechend anspruchsvoll und nach Lebenslagen und -phasen differenziert müssen Präventionsstrategien ausfallen. Dies beginnt mit dem Zugang zu betroffenen Kindern und Jugendlichen und deren Familien und geht weiter mit einer kontinuierlichen Begleitung im Lebensweg.

Vor allen Dingen müssen medizinische und soziale Kompetenzen systematisch ineinandergreifen – unter Beteiligung von Akteuren und Professionen aus dem Gesundheits- und Sozialwesen bis hin zu Bildungseinrichtungen und Sportvereinen. Obwohl in den letzten Jahren viele Initiativen, Projekte und Programme entstanden sind, greift noch zu wenig ineinander. Zu groß sind die Unterschiede im Selbst- und Präventionsverständnis, in den sozialrechtlichen Bestimmungen und Finanzierungsweisen, in Zuständigkeiten und Kompetenzen.

Hier setzt das RIN an: Durch den Auf- und Ausbau tragfähiger Netzwerkstrukturen der Kinder- und Jugendgesundheit im Ruhrgebiet unter Einbeziehung von Akteuren und Professionen aus dem Gesundheits-, Bildungs- und Sozialwesen möchte es gemeinsame Handlungsperspektiven entwickeln und innovative Lösungen für die Verbesserung des regionalen Präventionsmanagements befördern.

Dabei beschränkt sich das RIN nicht auf Primärprävention und Gesundheitsförderung, sondern schließt – anknüpfend an einen weiten Präventionsbegriff und abgeleitet aus den Erfordernissen der Neuen Morbidität – auch Sekundär- und Tertiärprävention ein. Hierbei sind zum einen die Verschränkungen zwischen den Präventionsformen zu betonen. Allen gemeinsam ist, dass es sich um interdisziplinäre Vorhaben handelt, die sowohl den medizinischen wie auch den Sozial- und Bildungssektor betreffen. Beispielsweise erfolgt die sekundärpräventive Frühdetektion von Erkrankungen nicht nur über die pädiatrischen Vorsorgeuntersuchungen, sondern auch durch systematische Erhebungen in Kita und Schule (Spracherhebungen, Schuleingangsuntersuchungen) und durch die Beobachtungen und Einschätzungen der dort tätigen Professionen. Tertiäre Präventionsaufgaben wie die Begleitung von chronischen Erkrankungen und die Integration der betreffenden Kinder in die alltäglichen Lebenszusammenhänge sind ebenfalls intersektorale Aufgaben, die in enger Abstimmung zwischen den Akteuren aus Gesundheits-, Sozial- und Bildungswesen erfolgen müssen.

Der Kontext: „Fortschritt NRW“

Mit der Forschungsstrategie Fortschritt NRW wird die Forschungspolitik des Landes Nordrhein-Westfalen systematisch und konsequent neu ausgerichtet. Große gesellschaftliche Herausforderungen (Klimawandel, demografische Entwicklung, Gesundheit und Ernährungssicherheit, Ressourcenverknappung und Energieversorgung, Zugang zu Informationen und Mobilität) rücken in den Fokus von Forschung und Innovation.

Umsetzbare und verbreiterungsfähige Problemlösung sind das Ziel, inter – und transdisziplinären Kooperationen der Weg. Es geht um das nachhaltige Zusammenwirken von unterschiedlichen Fach- und Wissenswelten. Das praktische Wissen betroffener und beteiligter Berufsgruppen spielt hierbei eine zentrale Rolle. Lokale Zusammenhänge können Räume bilden, in denen auf diese Weise Problemlösungen entstehen. Regionale Innovationsnetzwerke sind daher ein wichtiges Instrument der Forschungsstrategie Fortschritt NRW.