Handgemachte Kinderbücher und ein besonderer Dank der Kinderklinik
Klinikum Dortmund erhält Spende aus Stoff und Herz
Geschichten über Weihnachtswichtel, die dem Weihnachtsmann helfen, werden in vielen Familien gern erzählt. In ihren Werkstätten bauen sie des Nachts Spielzeuge für die Kinder, sagt man. Doch die folgende weihnachtswichtelige Begebenheit aus der Kinderklinik des Klinikums Dortmund ist wahr.
Wer ein selbst genähtes Kinderbuch von Ursula Witzel anschaut, merkt sofort, dass er etwas ganz Besonderes in den Händen hält. So liebevoll gestaltet und so reich an winzigen Details sind die bunten Seiten der knisternden Stoffbücher. Genäht aus kleinen Stoffstücken zeigen sie Kinder fröhlich beim Schlittenfahren, Drachensteigen oder Fußballspielen. Acht solcher Stoffbücher – jedes ein Unikat – brachte die 88-jährige Dortmunderin im Oktober in die Kinderklinik des Klinikums Dortmund, um den kleinen Patientinnen und Patienten eine Freude zu machen.
„Früher habe ich solche Bücher gern für meine Enkel und Urenkelchen genäht, aber die sind nun zu groß dafür“, berichtete Ursula Witzel bei der Übergabe der liebevollen Geschenke. Doch auf diesen freudigen Moment in der Notaufnahme der Kinderchirurgie folgte eine traurige Nachricht: Ihre Nähmaschine sei kaputtgegangen, weshalb sie leider keine weiteren Bücher mehr anfertigen könne.
Das wollte das Ambulanzteam, das von dem herzerwärmenden Geschenk begeistert war, nicht so stehen lassen. Assistenzarzt Christian Fregin und Kinderkrankenschwester Birgit Krug organisierten kurzerhand eine Sammelaktion. „Ein einfaches Dankeschön ist nicht genug für diese wunderbare selbstlose Geste. Das muss man wertschätzen“, erklärt Birgit Krug. Ursprünglich sollte eine neue Nähmaschine gekauft werden. „Doch die Umstellung auf eine moderne Maschine wäre vermutlich eine zu große Herausforderung gewesen. Daher haben wir uns entschieden, Geld zu sammeln, damit Frau Witzel die Reparatur ihrer Maschine bezahlen kann.“
Am Montagmittag war es dann soweit: Ursula Witzel war vom Ambulanzteam in die Kinderklinik eingeladen worden, um ihre Überraschung zu erhalten. „Das habe ich nicht erwartet, ich bin sprachlos“, sagte sie mit brüchiger Stimme vor Rührung. Sie berichtete, dass ein schweres Jahr mit vielen Schicksalsschlägen hinter ihr liege und sie oft nachts wach werde. „Dann stehe ich auf und setze mich an die Nähmaschine, um mich abzulenken. Das macht mir Spaß.“
„Umso beeindruckender ist es, dass Sie in Ihrer Trauer anderen eine Freude machen“, sagte Birgit Krug, die Ursula Witzel einen Blumenstrauß überreichte. Sie erinnerte sich, wie sie noch am selben Abend im Oktober einem Kind in der Notaufnahme eines der Stoffbücher geschenkt habe. „Die Kleine hat sich so gefreut. Das hat mich sehr glücklich gemacht.“ Es sei etwas Besonderes, wenn kleine Kinder das Krankenhaus nach Schmerzen und Angst mit einem positiven Erlebnis verlassen können.
Dank der großherzigen Hilfe des Ambulanzteams in der Kinderklinik ist Ursula Witzel nun angespornt, weitere Kinderbücher zu nähen. Sie ist eben ein echter Weihnachtswichtel – mitten in Dortmund.