Das Leben im Krieg – Eine Ausstellung mit Bildern traumatisierter Kinder
Universitätsbibliothek Bochum zeigt in Kooperation mit der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie eindrückliche Kunstwerke.
Yuliia Melnychenko ist Kunstlehrerin und Kunsttherapeutin in einem Vorort der ukrainischen Hauptstadt Kyjiw. Seit Beginn des russischen Angriffskriegs widmet sie ihre Arbeitszeit Kindern, die unter schwierigen Umständen leben. Die meisten haben die Hölle des Krieges durchlebt, viele haben Vater, Mutter, Geschwister oder Freunde verloren. Die Kinder tun sich schwer, etwas zu zeichnen oder zu malen, und wenn sie doch einen Stift in die Hand nehmen, bevorzugen sie schwarze und graue Farben. Melnychenko ermutigt die Kinder, in dieser Welt wieder Farben zu sehen. Die Bilder der Kinder sind nun ab dem 18. Juni in einer sechswöchigen Ausstellung der Universitätsbibliothek Bochum zu sehen: „Farbe für eine graue Welt. Kunsttherapie mit traumatisierten Kindern in der Ukraine.“ Mit Unterstützung von Prof. Stephan Herpertz, ehemaliger Direktor der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie des LWL-Universitätsklinikums Bochum, und der Psychologischen Psychotherapeutin Nataliya Kiekenbeck, Mitarbeiterin des LWL-Universitätsklinikums, konnte die Ausstellung realisiert werden.
Nach einer Ukraine-Reise im Herbst 2023 und der Begegnung mit Kunsttherapeutin Yuliia Melnychenko reifte bei Stephan Herpertz der Gedanke, die kreativen Ergebnisse traumatherapeutischer Behandlung von Kindern im Alter von 6 bis 14 Jahren in Deutschland zu zeigen. „Yuliia Melnychenko versteht die Ängste und Schmerzen der Kinder. Sie musste selbst schon unter Beschuss unterrichten, und einmal, während eines Online-Malunterrichts, schlug eine Granate 20 Meter von ihrem Haus entfernt ein“, erzählt Herpertz. „Unter diesen Bedingungen den Kindern positive Kraft zu geben und für bunte Farben zu sorgen, ist eine große Leistung und verdient Anerkennung.“ Gemeinsam mit Nataliya Kiekenbeck, die als Ukrainerin bei den Vorbereitungen für Übersetzungs- und Dolmetscherarbeiten zuständig ist, organisierte er die Ausstellung in Bochum.
Kunsttherapeutin Yuliia Melnychenko ist der festen Überzeugung, dass Kunst und Kreativität durch den Krieg verursachte Traumata lindern, manchmal auch heilen können. „Ich mache den Kindern Mut, ihre Gefühle und Erfahrungen zum Ausdruck zu bringen und zu reflektieren und zum Abschluss auch ihre Bilder auszustellen, Bücher zu illustrieren oder für wohltätige Zwecke zu basteln“, so Melnychenko. „Zum Beispiel für die ukrainischen Soldaten an der Front. Es ist mir ein Anliegen, wieder Farbe in eine Welt zu bringen, die schwarz-weiß geworden ist.“
Die Eröffnung der Ausstellung ist am Dienstag, 18. Juni 2024, um 17.30 Uhr im Veranstaltungsraum 1/09. Yuliia Melnychenko wird als Ehrengast die Vernissage mit einem Vortrag eröffnen.
Der Eintritt ist frei.