Damit aus Spiel nicht Sucht wird
Games und soziale Netzwerke stehen bei Jugendlichen hoch im Kurs: Nach Angaben der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung wenden 12- bis 17-Jährige durchschnittlich 22,8 Stunden pro Woche für Computerspiele und Internet auf, 18- bis 25-Jährige durchschnittlich 23,6 Stunden.
„Wenn Jugendliche mal eine intensive Spielphase oder Mediennutzung haben, muss das nicht gleich auf eine krank machende Entwicklung hindeuten“, sagt Oliver Hartmann, Regionaldirektor Ruhrgebiet von der AOK Rheinland/Hamburg. Die Dauer sei nicht das einzige Kriterium für ein bedenkliches Medienverhalten. „Es kommt vor allem darauf an, rechtzeitig bestimmte Suchtkriterien zu erkennen. Wenn die Jugendlichen nächtelang vor dem Computer sitzen, ihre Körperpflege, Ernährung und Gesundheit vernachlässigen, kaum noch andere Interessen haben und aggressiv reagieren, wenn ihnen Computer oder Smartphone entzogen werden, spätestens dann besteht therapeutischer Handlungsbedarf“, so Hartmann weiter.
2018 hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Kriterien für eine Computerspielsucht offiziell festgeschrieben. Onlinespielsüchtig ist demnach, wer die Kontrolle über sein Spieleverhalten verliert. Um eine Online-Spielsucht zu diagnostizieren, müssen die Symptome mindestens zwölf Monate vorliegen. Der Anteil Jugendlicher mit exzessiver Mediennutzung ist zwar relativ klein, bei jedoch steigender Tendenz: 8,4 Prozent der Jugendlichen zwischen 12 und 17 Jahren haben ein gestörtes Internet- oder Computerspielverhalten, bei den 18- bis 25-Jährigen sind es 5,5 Prozent.
Eltern, denen das exzessive Spiel- oder Online-Nutzungsverhalten ihres Nachwuchses Sorgen macht, sollten zunächst die Gründe dafür herausfinden. „Suchen Sie das Gespräch mit ihrem Kind“, rät Hartmann. So können schulischer Stress, Konflikte in der Familie oder im Freundeskreis sowie andere Probleme in der Schule oder Freizeit Gründe sein.
Hartmann: „Zu Medienkompetenz gehört auch, zu erkennen, wann es Zeit für eine Spielpause ist. Besser als strikte Verbote sind hier klare Regeln. Diese können in einer Vereinbarung zur Mediennutzung stehen, den Eltern und Kind gemeinsam unterschreiben.“ Wenn Schule, Freunde, der Sport oder andere Hobbys über mehrere Monate wegen des Internets vernachlässigt werden und die Jugendlichen trotz negativer Konsequenzen nicht aufhören können, sollten Eltern professionelle Hilfe suchen, zum Beispiel bei einer Sucht- oder Erziehungsberatungsstelle. Denn auf lange Sicht kann eine unbehandelte Online-Spielsucht die Entwicklungschancen erheblich beeinträchtigen.
Weitere Informationen:
AOK-Gesundheitsmagazin – Hilfreiche Regeln für den Medienkonsum von Kindern und Jugendlichen
https://www.aok.de/pk/magazin/familie/eltern/medienkonsum-bei-kindern-tipps-fuer-eltern/
„SCHAU HIN! Was Dein Kind mit Medien macht.“
Wie viel ist gut für dich? Feste Bildschirmzeiten gemeinsam vereinbaren
https://www.schau-hin.info/grundlagen/medienzeiten-feste-bildschirmzeiten-fuer-kinder-vereinbaren
„SCHAU HIN!“ ist eine gemeinsame Initiative des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, der beiden öffentlich-rechtlichen Sender ARD und ZDF sowie der AOK – Die Gesundheitskasse.