Visual

News

news

Bessere Abwehrkräfte für Frühchen: Klinikum Dortmund eröffnet 1. Muttermilchbank in NRW

Milchspenden lagern keimfrei und gefrorenMuttermilchbank Klinikum Do

In Ostdeutschland haben sie eine lange Tradition, jetzt hat die erste ihrer Art auch in Nordrhein-Westfalen eröffnet: Das Klinikum Dortmund stellte am 05. August 2015 seine neue Muttermilchbank vor, die im Perinatalzentrum des Krankenhauses angesiedelt ist. „Frühchen unter 1.500 Gramm Geburtsgewicht sind besonders auf die Muttermilch angewiesen. Muttermilch von Frühchen-Müttern ist die beste Nahrung für Frühchen. Sie schützt die Kinder vor Infektionen und anderen Komplikationen. Manchmal können aber Mütter von zu früh geborenen Kindern in den ersten Tagen noch keine eigene Muttermilch produzieren“, erklärt Prof. Dr. Dominik Schneider, Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin im Klinikum Dortmund. In diesen Fällen greifen die Mediziner nun auf die hauseigene Muttermilchbank zurück und versorgen die Frühchen mit gespendeter Milch.

Die Milch kommt ausschließlich von Müttern, die im Klinikum Dortmund ein Frühchen zur Welt gebracht haben, und die mehr Milch haben als ihr eigenes Kind braucht. Die Mütter müssen selber gesund sein. Die Milch wird in der Milchküche eingehend untersucht, pasteurisiert und gefroren gelagert. „Wir achten sehr akribisch darauf, dass die Mütter gesund sind, sich gesund ernähren, und dass die Milch hygienisch einwandfrei ist. Deshalb nehmen wir auch keine Milchspenden an, die von außerhalb des Klinikums an uns herangetragen werden“, sagt der Experte. Damit grenze sich die Muttermilchbank des Klinikums auch deutlich z.B. von Anbietern ab, die Muttermilch über das Internet vertreiben und damit letztlich nicht garantieren können, dass die Milch frei von schädlichen Bakterien oder Viren ist.

Grundsätzlich sei es möglich, so Prof. Schneider, die Milch einer Mutter einem fremden Kind zuzuführen – „das war früher bei den Ammen gängige Praxis. Und es ist nicht so wie bei einer Blutspende, die nur bei ganz bestimmten Blutgruppen möglich ist“. Das Klinikum hat die Muttermilchbank im Perinatalzentrum jedoch nur zur Versorgung von Frühchen eingerichtet, da bei diesen der Nutzen von Spendenmilch am größten ist. Möglich war der Aufbau der Muttermilchspendenbank durch die langjährige enge Kooperation mit dem Forschungsinstitut für Kinderernährung in Dortmund.

Bis jetzt hatte das Klinikum Dortmund bis zu 20 Liter pro Jahr von einer Frauenmilchbank in Leipzig bezogen. Der Bedarf für die jährlich mehr als 120 Frühchen im Klinikum beläuft sich aber auf 80 bis 100 Liter, wahrscheinlich sogar deutlich mehr. Dabei benötigen die kleinen Frühchen in den ersten Lebenstagen manchmal nur wenige Milliliter Milch. Die Lücke wurde bislang mit industriell verarbeiteter Milch für Babys geschlossen. „Vor allem aber die in der Muttermilch enthaltenden Enzyme und Abwehrstoffe können bislang nicht synthetisch hergestellt werden – und gerade diese können den Darmtrakt des Babys gegen Keime und vor anderen Komplikationen schützen“, erklärt Prof. Dr. Schneider.

Mittwoch, 5. August 2015